Der spoga horse Ländercheck (7): Die Pferdebranche in Polen
Die spoga horse ist die weltweit führende B2B-Messe für die Pferdebranche. Ein wesentlicher Pluspunkt für Besucher und Aussteller: Ihre Internationalität. Aussteller aus 33 Ländern und Besucher aus 72 Ländern nahmen an der spoga horse Herbst 2019 teil. Die Vernetzung von Geschäftspartnern über Ländergrenzen hinweg ist ein wichtiger Auftrag der spoga horse. Deswegen werfen wir in der neuen Serie „spoga horse Ländercheck“ einen genauen Blick auf die wichtigsten Absatzmärkte der spoga horse.
Hinweis: Es handelt sich um teilweise gekürzte Fassungen der ursprünglich im Fachmagazin „ReitsportBRANCHE“ erschienen Artikel von Sebastian Reichert. Wenn Sie Interesse an den vollständigen Publikationen haben, können Sie die die komplette Ländlercheck-Serie über info@reitsport-branche.com bestellen.
Traditionell geschmückte Pferde in Krakau
Tradition und Glitzer – von Kavallerie bis Pferdesport-Boom
Ein Pole wird im Sattel geboren, und er stirbt im Sattel, heißt es. Ob halbwilde Koniks, die legendären Flügelhusaren, Offizier Kazimierz Pulaski als „Father of the American Cavalry“, Marschall Józef Piłsudski mit seiner Kasztanka, der Pferdemaler Wojciech Kossak, das Staatsgestüt Janów Podlaski mit seiner weltberühmten Araber-Schau oder tolle Reiterurlaubsangebote – Polen hat eine ausgeprägte Pferdekultur, die sich gerade wieder weiter entwicklelt. Laut dem Universitätsbericht "Horses in Europe" gibt es in Polen 28 Staatsgestüte (vgl. 10 in D, 19 in FRA), EU-weit die größte Anzahl. „Seit einigen Jahren boomt der Pferdesport in Polen“, sagt Agnieszka Maziarka, Sprecherin des 5-Sterne CSIO in Sopot. In Teil 7 unserer Serie „Länder-Check“ stellen wir Polen und seine Reitsportbranche vor.
Pferdezucht und Reiten haben auf dem Gebiet des heutigen Polens eine lange Tradition. So gelten die Trakehner – ein Inbegriff edler Pferde – beispielsweise als die älteste Pferderasse der Welt. „Wer früher Trakehner geritten hat, der muss heute schon Porsche fahren, um das Niveau zu halten“, zitiert der Trakehner-Verband Marion Gräfin Dönhoff. Die spätere Mitherausgeberin der Wochenzeitung „Die Zeit“ war Anfang 1945 auf dem Trakehner-Fuchs Alarich auf einer sieben Wochen dauernden Flucht von Ostpreußen nach Westfalen geritten.
Mit einer Größe von 312.000 Quadratkilometern ist Polen das sechstgrößte Land der Europäischen Union sowie mit 38 Millionen Einwohnern das fünft bevölkerungsreichste. Während im nur etwas größeren Deutschland auf einen Quadratkilometer 235 Einwohner kommen, sind es in Polen 124. Seit 2004 ist die Rzeczpospolita Polska, die Republik Polen, Mitglied der Europäischen Union. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist sie die 22.- größte Volkswirtschaft weltweit.
Hussaria - Die Flügelhusaren
Nationalfeiertag ist der 11. November. An diesem Tag feiert das Land die Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit im Jahr 1918. Marschall Piłsudski ritt übrigens Kasztanka zum letzten Mal bei der Parade am 11. November 1927. Zwölf Tage später starb die elegante Stute. Vor 1918 war Polen 123 Jahre lang unter den Nachbarländern Russland, Österreich-Ungarn und Preußen (später Deutsches Reich) aufgeteilt. Die Adelsrepublik Polen-Litauen hatte seit 1569 den ersten modernen Staat Europas mit adelsrepublikanischem System und Gewaltenteilung gebildet.
1791 war in der Republik die erste moderne Verfassung Europas ratifiziert worden. Zum frühen Ruhm Polens trug auch die Hussaria bei – eine Elite-Kavallerie, die im 16. und 17. Jahrhundert den Kampftruppenkern der polnischen Armee bildete. Die Flügelhusaren trugen am Rücken Flügel aus Adlerfedern, deren Rauschen die Gegner und deren Pferde verängstigen sollten. Die Flügel dienten aber auch dem Schutz gegen Hiebe und Wurfschlingen. Ihren bedeutendsten Sieg errang die polnische Reiterei, die 125 Jahre ungeschlagen blieb, 1683 in der Schlacht am Kahlenberg. Unter der Führung von König Johann III. Sobieski gelang es den Flügelhusaren, das Osmanische Heer vernichtend zu schlagen. Damit endete die Zweite Türkenbelagerung Wiens. Nachdem in Polen 1949 die letzte berittene Einheit abgeschafft worden war, stellte das Land im Jahr 2000 kurz nach dem Nato-Beitritt zu Repräsentationszwecken und zur Traditionspflege wieder eine kleine Ulanen-Einheit auf.
Sieben europäische Nachbarn
Mit sieben Nachbarländern – Russland, Litauen, Weißrussland, Ukraine, Slowakei, Tschechien, Deutschland – ist Polen eines der Länder mit den meisten europäischen Nachbarn. 524 Kilometer der 3583 Kilometer langen Staatsgrenze verlaufen an der Ostsee. Die Nord-Süd-Ausdehnung (649 Kilometer) entspricht beinahe der Ost-West-Ausdehnung (689 Kilometer). Polen hat 9300 Seen, die größer als ein Hektar sind; allein in Masuren sind es 2700. Damit ist es weltweit eines der seenreichsten Länder. In Europa weist nur Finnland mehr Seen pro Quadratkilometer auf. Die längsten Flüsse sind die Wisła mit 1022 Kilometern und der Grenzfluss Odra (840 Kilometer). In der Tatra im Süden des Landes befindet sich mit dem 2503 Meter hohen Rysy der höchste Gipfel Polens.
„Mit seinen riesigen Wäldern, Grünflächen und beinahe unberührten Naturlandschaften bietet Polen ideale Bedingungen für Pferdeliebhaber“, sagt Magdalena Korzeniowska. „Die Kosten für Ausritte oder Unterricht sind deutlich günstiger als in Deutschland.“ Auch aufgrund des steigenden ökologischen Bewusstseins nimmt die Sprecherin des Polnischen Fremdenverkehrsamt wahr, dass die Bedeutung des Reitsporttourismus für ihr Heimatland aktuell zunimmt.
Das Hochgebirge "Hohe Tatra" im Süden Polens
Dönhoff-Masuren-Trail - Auf den Spuren der Gräfin
Touristen können heute beispielsweise auf dem „Dönhoff-Masuren-Trail“ auf den Spuren von Marion Gräfin Dönhoff reiten. Im Hotel „Palac Galiny“ bei Bartoszyce nahe der Grenze zu Russland wird unter anderem das Schlittenfahren gepflegt, das in den masurischen Wintern eine lange Tradition hat. Das Warschauer Ehepaar Joanna und Krzysztof Palyska (Bell Cosmetics) erweckte Mitte der 1990er Jahre das frühere Landgut Gallingen wieder zum Leben – als Hotel und Gestüt mit Reitschule.
In den historischen Ställen des ostpreußischen Adelsgeschlecht der Eulenburgs leben heute wieder mehr als 70 Pferde. Ein umfangreiches Angebot bietet auch das unweit des Krutynia-Flusses in Masuren gelegene 100-Pferde-Gestüt der Springreiter-Familie Ferenstein. Rund um die Großstadt Łódz ist für rund acht Millionen Euro der längste Reitweg Europas entstanden. Er wurde 2012 eröffnet, besteht aus zwei miteinander verbundenen Schleifen und hat eine Länge von 1800 Kilometern. Ein weiterer bekannter Reitweg ist die rund 600 Kilometer lange Transbeskiden-Route. Über 300 Kilometer führt eine Tour von Kraków durch die Krakau-Tschenstochauer-Hochebene.
Die Bieszczady, ein Karpaten-Gebirgszug in Südostpolen, der mitunter auch als polnischer Wilder Osten bezeichnet wird, ist bekannt für die vom Aussterben bedrohten Huzulen-Pferde. Die kleinen Bergpferde, die früher Allzweck-Pferde der Bauern waren, gelten als besonders sanftmütig und trittsicher. Ihre Nervenstärke ist sprichwörtlich. Reiterhöfe bieten Kutschfahrten oder Ausritte mit dem nahezu idealen Wanderreitpferd an. Gestüte für die Zucht der Huzule gibt es in Südpolen zum Beispiel in einem staatlichen Gestüt in Gładyszów sowie in Odrzechowa und in Popielnie (Masuren).
Konik Ponys sind eine robuste polnische Ponyrasse
Koniks - Die "Polen-Ponys"
Das Konik (Polnisch: Pferdchen, kleines Pferd) ist eine robuste polnische Landponyrasse, die wohl aus Schlägen aus der Biłgoraj-Region hervorging. Die „Polenponys“ sind willig, ruhig, genügsam, langlebig und sehr menschenfreundlich. Das Konik gilt zudem als die Stammform des Panjepferdes (Panje = Herrchen). Diese ausdauernden, genügsamen und leistungswilligen Landpferde kamen unter anderem zu Tausenden in den beiden Weltkriegen sowie bei der Flucht der Deutschen aus Ostpreußen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz. Im Roztocza ski-Nationalpark im Südosten können Koniks heute aus der Ferne beobachtet werden.
Einerseits ist Polen eines der am meisten bewaldeten Länder Europas (in dem es sogar noch Urwälder gibt) und das wichtigste Brutgebiet der Zugvögel in Europa. Es weist EU-weit die höchste Anzahl an Tier- und Pflanzenarten auf und ist eines der Länder in Europa mit den meisten Nationalparks (23). Andererseits produziert Polen aber auch immer noch fast 80 Prozent seines Stroms aus Kohle – EU-Rekord. Und im Land fahren mit die ältesten Autos in der EU – viele davon aus Deutschland importiert. Allein 2017 importierte Polen rund 350.000 Dieselfahrzeuge, die woanders ausrangiert worden waren. Mit 980.000 Nutzfahrzeugen, die jeweils durchschnittlich 16,7 Jahre alt sind, verfügt Polen zudem über die größte Lkw-Flotte. Kein Wunder, dass im Jahr 2017 laut der Weltgesundheitsorganisation WHO unter den 50 europäischen Städten mit der höchsten Luftverschmutzung gleich 33 in Polen lagen.
"Pferdezeitalter" endete später
Apropos Fahrzeuge, bis 1996 wurden in Posen unter dem Namen Tarpan Geländewagen und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge gebaut. Der Markennahme bezog sich auf die Bezeichnung für die ausgerottete westliche Form des eurasischen Wildpferds (Equus ferus ferus). In Polen endete indes das „Pferdezeitalter“ mit der Ersetzung durch Maschinen vielerorts im Vergleich zu anderen Ländern erst relativ spät. „Als wir 1992 begannen, unsere Produktion nach Polen zu verlegen, waren dort noch sehr viele Pferdefuhrwerke auf den Straße unterwegs“, erinnert sich Peter Mattes, Geschäftsführer des Reitsportartikel-Herstellers E.A. Mattes.
In Polen, eines der Länder mit dem höchsten Anteil an Katholiken, ist der Złoty die Währung. 2018 wies das Land ein Bruttoinlandprodukts von 496,4 Milliarden Euro auf. Wie viele Menschen insgesamt in der Pferdeindustrie beschäftigt sind, kann der nationale Reiterverband, der Polski Zwi zek Je dziecki (PZJ), nicht sagen. Auch dazu, auf wie viele Millionen Euro pro Jahr sich der Umsatz der Pferdeindustrie beläuft, kann der PZJ keine Angaben machen. Bei der spoga horse im Herbst 2019 waren 5 Aussteller aus Polen in Köln vertreten. Die polnische Wirtschaft insgesamt ist stark vom internationalen Handel abhängig. Polen exportierte 2018 insgesamt Güter im Wert von 220,7 Milliarden Euro und importierte Waren im Wert von 225,7 Milliarden Euro. Deutschland ist mit einem Einfuhranteil von 22,4 Prozent wichtigster Lieferant (vor China und Russland) sowie der wichtigste Abnehmer. 2018 gingen 28,1 Prozent aller Ausfuhren nach Deutschland. Es folgt Tschechien (6,4 Prozent) und Großbritannien (6,2 Prozent).
Pferdekutsche in Krakau
Wirtschaftsfaktor Wielkopolski
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Wielkopolski-Zucht. Der Wielkopolski – oder das Polnische Warmblut – ist ein naher Verwandter der Trakehner und eine der bedeutendsten Warmblut-Pferderassen in Polen. Das ausgezeichnete Springpferd hat vor allem sehr gute Anlagen – Schnelligkeit, mentales Stehvermögen, Mut – zum Vielseitigkeitsreiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Masuren die Trakehner-Rasse zunächst unter dem Namen „Masure“ weitergeführt. In den 1960er Jahren wurden dann Masure und eine weitere beliebte polnische Pferderasse – die Posener – unter dem Namen Wielkopolska zusammengeführt. Tragen Trakehner als Brandzeichen eine Elchschaufel, nimmt das Brandzeichen der Wielkopolski-Tiere – ein Adlerflügel – Bezug auf die Flügelhusaren. Die Rasse wird in 13 Staatsgestüten planmäßig gezüchtet – zum Beispiel im Gestüt Liski zehn Kilometer östlich von Bartoszyce in der Woiwodschaft Ermland-Masuren oder in Sieraków in Westpolen. Fünf der 13 Gestüte haben sich ausschließlich auf die Zucht von Sportpferden spezialisiert.
Der Malopolski – andernorts als Anglo-Araber bezeichnet – ist eine seit etwa 1850 unter anderem in Polen gezüchtete Pferderasse, die eine Kreuzung aus englischem Vollblut und Araberrassen darstellt. Aus der Malopolski-Zucht in Polen ist beispielsweise der berühmte, 1937 geborene und die deutsche Warmblutzucht prägende Schimmelhengst Ramzes hervorgegangen. Auch die Malopolski-Sportpferde können vor allem in der Vielseitigkeitsreiterei ihre Stärken ausspielen. Jedes Jahr Anfang August zieht es gut betuchte Pferdeliebhaber aus aller Welt nach Janów Podlaski – ein polnisches Nationalheiligtum direkt an der Grenze zu Weißrussland. Das älteste staatliche Gestüt Polens wurde 1817 gegründet und machte Polen zur europäischen Großmacht in der Araberzucht. Noch zu kommunistischen Zeiten wurden mitunter Hunderttausende Dollar pro edlem Araber „Made in Poland“ erzielt – wertvolle Devisen. Den bisherigen Rekordpreis erbrachte 2015 die Schimmelstute „Pepita“. Mit 1,4 Millionen Euro. Dachverband aller polnischen Pferdesportler ist der bereits erwähnte Polski Zwi zek Je dziecki. Der PZJ wurde 1928 gegründet und schloss sich in diesem Jahr auch dem Weltverband an. Seit 2017 ist Jan Soltysiak Präsident des Polnischen Reiterverbandes.
100 Reitzentren im Land
Nach Angaben des Polnischen Fremdenverkehrsamtes gehören dem PZJ etwa 100 Reitzentren an. Etwa 300.000 Pferde gibt es im Land – die meisten werden für Sport und Freizeit genutzt. Im Jahr 2020 gibt es laut Polski Zwi zek Je dziecki 173 nationale Pferdesportwettbewerbe. Zu nationalen Wettbewerben sind demnach 1312 Reiter zugelassen, zu regionalen Wettkämpfen 1888. Im Verband sind 4862 Pferde (mit Lizenz für 2020) registriert. Mitglied im Polnischer Reiterverband sind nach eigenen Angaben 16 regionale Reitervereinigungen und 469 Klubs (mit Lizenz). Wettkampf-Lizenz besitzen im Jahr 2020 insgesamt 3106 Reiter – davon sind 2558 weiblich und 548 männlich. Von der Altersstruktur bilden neben den Senioren (1237 Mitglieder, 39,8 Prozent) die Youngster (861 Mitglieder, 27,7 Prozent) die stärkste Gruppe. Die Pferderennbahn Słu ewiec in Warschau gehört neben den Anlagen in Sopot und Breslau zu den wichtigsten Pferderennstrecken des Landes. Sie ist ein herausragendes Architekturdenkmal der Zwischenkriegszeit.
Die Galopprennbahn von Sopot ist die einzige Pferderennbahn mit Meerblick. Auf dem dortigen Hippodrom findet das Internationale CSIO-Reitturnier und internationale Galopprennen statt. In Zakopane wird ein Schnee-Polo-Turnier ausgetragen. „Wir stellen seit einigen Jahren einen Pferdesport-Boom in Polen fest“, sagt Agnieszka Maziarka. Es gibt während des ganzen Jahres auch viele regionale Wettbewerbe, erklärt die CSIO-Sprecherin. „Es ist dabei mitunter wirklich schwierig, die letzte Klasse vor 22 Uhr zu beenden.“ 2020 (sollten, abgesagt) und 2021 sollen jeweils in Strzegom die Pony-Europameisterschaft stattfinden. Pony-Wettbewerbe für Kinder würden im Land immer beliebter werden. Maziarka: „Wir planen deshalb den CSIO Sopot Young Stars.“ Vielleicht kann eines der polnischen Reittalente dann in die Fußstapfen von Jan Kowalczyk treten. Der am 24. Februar 2020 gestorbene dreifache Olympia-Starter ist bislang der einzige Reiter, der für Polen bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewinnen konnte. Er siegte 1980 in Moskau auf Artemor.
Die polnische Stadt Gdansk
E.A. Mattes - Komplette Produktion in Polen
Das Unternehmen von Peter Mattes, die E.A. Mattes GmbH aus Mühlheim an der Donau in Deutschland, die seit eineinhalb Jahrhunderten für hochwertige Lammfellprodukte bekannt ist, produziert seit 2007 komplett in Polen. Und zwar in Mylenice in Südpolen. Die Gegend ist das Gerber-Zentrum in Polen. Die benachbarte Kreisstadt Nowy Targ hat die modernste, speziell für Gerbereiabwässer eingerichtete Kläranlage in ganz Polen. „In der Gegend gibt es noch ganz viele Familien-Waschküchenbetriebe“, berichtet Peter Mattes. Er schätzt, dass es im Land wahrscheinlich deutlich weniger als 100 Reitsportgeschäfte gibt. Ein Drittel der Läden befindet sich im Warschauer Großraum. Neben den Geschäften namens Sklep Jedziecki Karina, Becker Sport und Stajnia Sklep gibt es in der Hauptstadt auch „Pasi Konik“. Es betreibt drei Filialen in Warschau, dazu einen Online-Shop.
Auch „Na Ko “ hat drei Filalen – in Toru , Milanowek (bei Warschau) und Gdansk. Größere spezielle Reitsport-Ketten gibt es indes nicht. Mit 60 Filialen nimmt jedoch in Polen auch das französische Unternehmen Decathlon eine starke Position ein. In den Decathlon-Sportgeschäften werden unter anderem auch Bekleidung, Ausrüstung und Zubehör für Reiter und Pferde verkauft. Reiten ist in Polen ein relativ elitärer, ein vergleichsweise teurer Sport. Und das meiste Geld sitzt auch in Polen in den großen Städten – in Warschau, in Wrocław, in Pozna. „Viele Polen fallen von einem Extrem ins andere“, sagt Sury Katarzyna vom Reitsportgeschäft „Konio Mania“ in Wroclaw. „Bei uns gibt es Leute, die aus Eitelkeit reiten. Andere reiten trotz allem, obwohl es viel kostet. Dann zumeist auf kleinen Höfen.“ Das nach eigenen Angaben „größte und modernste Reitgeschäft in Polen“ befindet sich im Zentrum von Katowice. Der „equishop“, der Waren auf einer Ladenfläche von 500 Quadratmetern anbietet, hat seine Website auch auf Deutsch und Englisch übersetzt. Neben den Großstädten ist die Industrie vor allem an den Kreuzungspunkten der Autobahnen zu finden. Im Gegensatz zu Deutschland existieren Geschäfte an Reitställen eher weniger.
Neue Geschäfte entstehen in Polen aufgrund von Subventionen vergleichsweise schnell, sie schließen aber relativ oft fast genauso schnell wieder. „Polen ist ein Flächen-Agrarland. Auch deshalb wird anteilig mehr als in Deutschland über das Internet gekauft“, sagt Peter Mattes. Das bestätigt Sury Katarzyna – aus ihrer Sicht leider: „Die Kunden jammern um Rabatte, machen Fotos von den Artikeln und suchen diese dann im Internet, wo manche Garagen-Geschäfte Produkte immer günstiger machen.“ Noch zwei Unterschiede hat Joanna Kubinska, als Kavalkade- Außendienstmitarbeiterin unter anderem für Polen verantwortlich, festgestellt. „In Polen benutzt fast niemand Fliegendecken. In Polen schwört man auf flüssigen Insektenschutz. Und zum anderen ist in Deutschland im Reitsportfachhandel mehr die Funktionalität entscheidend. In Polen ist Design und modisches Aussehen wichtiger – mehr Glitzer, mehr Farben, mehr Opulenz. Das ist bei der Reitsportmode genauso wie bei der Mode aus dem richtigen Leben.“