Der spoga horse Ländercheck (13): Die Pferdebranche in der Schweiz
Die spoga horse ist die weltweit führende B2B-Messe für die Pferdebranche. Ein wesentlicher Pluspunkt für Besucher und Aussteller: Ihre Internationalität. Aussteller aus 33 Ländern und Besucher aus 72 Ländern nahmen an der spoga horse Herbst 2019 teil. Die Vernetzung von Geschäftspartnern über Ländergrenzen hinweg ist ein wichtiger Auftrag der spoga horse. Deswegen werfen wir in der neuen Serie „spoga horse Ländercheck“ einen genauen Blick auf die wichtigsten Absatzmärkte der spoga horse.
Hinweis: Es handelt sich um teilweise gekürzte Fassungen der ursprünglich im Fachmagazin „ReitsportBRANCHE“ erschienen Artikel von Sebastian Reichert. Wenn Sie Interesse an den vollständigen Publikationen haben, können Sie die die komplette Ländlercheck-Serie über info@reitsport-branche.com bestellen.
Das White Turf ist ein internationales Pferderennen in St.Moritz
Die Welt trifft sich am „Röstigraben“
Beeindruckend sind die Bilder, die jeden Winter vom zugefrorenen St. Moritzersee um die Welt gehen, wenn dort die prestigeträchtigen Wettbewerbe im Galopprennen (White Turf), Skijöring oder Polo abgehalten werden. Wohl jede Schweizer Familie hat schon einmal den Sechsspänner der Feldschlösschen-Brauerei mit seinen geschmückten und herausgeputzten belgischen Kaltblut-Blondschöpfen bewundert oder eine Runde mit der Rösslitram im Kinderzoo des Schweizer National-Circus Knie gedreht. Nicht zu vergessen: Einer der weltweit besten Hufschmiede kommt aus der Schweiz, und die Anzahl an Pferden und Reitern steigt. Es gibt sogar eine kleine eigene Fachhandelsmesse.
In Teil 13 unserer Serie „Länder-Check“ stellen wir die Schweiz und ihre Reitsportbranche vor.
Über 100.000 Personen in der Schweiz üben regelmäßig pferdesportliche Aktivitäten aus und die Anzahl an Pferden nimmt laufend zu“, erklärt Charles F. Trolliet, Präsident des Schweizerischen Verbands für Pferdesport (SVPS). Mit über 100.000 Pferden gibt es „so viele Pferde wie vor 100 Jahren“, freut sich das seit über 100 Jahren erscheinende Schweizer Pferdemagazin „Kavallo“, dass der zahlenmäßige Einbruch, den es vor 40, 50 Jahren gegeben hat, mehr als überstanden ist. „Die Schweiz hat als Reitsportland großes Potenzial“, sagt Geschäftsinhaber und Messe-Ausrichter Christian Lüthi. „Es ist viel Pferdefachwissen in der Schweiz vorhanden.“
Die Schweiz (amtlich: Confoederatio Helvetica (CH); Schweizerische Eidgenossenschaft) ist ein mitteleuropäischer Binnenstaat und hat insgesamt fünf Nachbarländer: Sie grenzt im Norden an Deutschland (347 Kilometer Grenze), im Osten an Österreich (180 Kilometer) und Liechtenstein (41 Kilometer), im Süden an Italien (782 Kilometer) und im Westen an Frankreich (585 Kilometer). Die Verfassung legt keine Hauptstadt fest; de facto ist das aber die Bundesstadt Bern. Dort sind die Regierung und das Parlament beheimatet.
Vier offizielle Amtssprachen
Zum Vergleich: Baden-Württemberg ist flächenmäßig nur geringfügig kleiner als die gesamte Schweiz. Rund 8,3 Millionen Menschen leben in der Schweiz. Das sind zwei Millionen Menschen weniger als das benachbarte südwestdeutsche Bundesland Einwohner hat. Die Schweiz gehört aber zu den dichter besiedelten Staaten Europas, wobei sich die Bevölkerung auf die Beckenzone zwischen Jura und Alpen konzentriert. Sie umfasst deutsche, französische, italienische und rätoromanische Sprach- und Kulturgebiete und hat dementsprechend vier offizielle Amtssprachen.
Höher als das Matterhorn
Aufgeteilt ist die Eidgenossenschaft in 26 teilsouveräne Kantone. Der Name Schweiz stammt übrigens vom Urkanton Schwyz beziehungsweise von dessen gleichnamigem Hauptort. In der Schweiz gibt es über 3350 Gipfel, die jeweils über 2000 Meter hoch sind. Der höchste Punkt ist die 4634 Meter hohe Dufourspitze. Der wohl bekannteste Berg, das Matterhorn (4478 Meter), ist rund 150 Meter kleiner. In der wasserreichen Schweiz verläuft die Hauptwasserscheide zwischen Nordsee/ Atlantik (Rhein), Mittelmeer (Po) und Schwarzem Meer (Inn/Donau). Der tiefste Punkt ist das Ufer des Lago Maggiore (193 Meter).
Nicht der höchste Gipfel der Schweiz, aber wohl der bekannteste: Das Matterhorn
International von UNO bis FEI
Wegen ihrer außenpolitischen Neutralität, der politischen Stabilität sowie ihrer humanitären Tradition ist die Schweiz der Sitz vieler internationaler Organisationen und Verbände aus Politik, Sport, Wissenschaft und Kultur. In Genf befinden sich unter anderem einer der vier permanenten Sitze der Vereinten Nationen (UNO) sowie der Hauptsitz des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK). In Zürich sitzt der Weltfußballverband Fifa. In Lausanne ist die Fédération Équestre Internationale (FEI), der Weltverband des Pferdesports, beheimatet.
Deutschlands wichtigster Handelspartner
Nachbar Deutschland ist sowohl was den Export als auch was den Import betrifft mit Abstand der wichtigste Handelspartner für die Schweizer Wirtschaft. Die Alpenrepublik exportierte 2016 insgesamt Güter im Wert von 274,2 Milliarden Euro und importierte Waren im Wert von 240,2 Milliarden Euro. Für Deutschland ist die Schweiz was den eigenen Import betrifft der siebtwichtigste und was den Export ins Ausland betrifft der neunwichtigste Handelspartner.
Umsatzstarke Pferdebranche
0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts von 596,2 Milliarden Euro wurden 2016 durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei erwirtschaftet. Laut Agroscope-Studie „Wirtschafts-, Gesellschafts- und Umweltpolitische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz“ gab es 2012 rund 12.900 Vollzeitstellen, die direkt oder indirekt im Zusammenhang mit der Pferdebranche stehen. Umgerechnet ergibt sich daraus etwa ein Arbeitsplatz pro acht Pferde. Der Umsatz der Schweizer Pferdebranche wird auf 1,67 Milliarden Euro geschätzt.
Wettbewerbs-König Schweiz
Die Schweiz gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt, mit einer der weltweit stabilsten Volkswirtschaften. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2016: 71.575 Euro) rangiert das Land auf dem zweiten Platz. Im Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums, das die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern misst, landet die Schweiz genau wie auf einem die Länderbonität erfassenden Ranking und dem Global Innovation Index (Innovationsfähigkeit) auf dem ersten Platz. Die wertvollsten Marken (und Unternehmen) sind laut Interbrand Nescafé (Nestlé), Credit Suisse, UBS und die Zurich Insurance Group.
Hohe Lebensqualität kostet
Das allgemeine Preisniveau ist hoch. Die Lebenshaltungskosten sind mit die höchsten in ganz Europa. Mit Zürich (396.000 Einwohner), Genf (194.000) und Bern (140.000) zählen gleich drei Schweizer Städte zu den nach Lebenshaltungskosten teuersten Zehn. Gleichzeitig belegen sie bei Rankings zur weltweit höchsten Lebensqualität regelmäßig vordere Plätze. Jeder zehnte Erwachsene besitzt ein Vermögen von mehr als einer Million Dollar. 162.000 Schweizer sind in der Landwirtschaft beschäftigt (1996: 225.000), davon arbeiten 45 Prozent in Vollzeit. Bei tierischen Produkten wird laut Agrarbericht 2013 mit einem Selbstversorgungsgrad von 100,4 Prozent eine bedarfsdeckende Produktion erreicht.
Dachverband aller Pferdesportler im Land ist der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) – französisch: Fédération Suisse des Sports Equestres (FSSE). 2016 zählte er 39.275 (aktive) Mitglieder in 568 Vereinen. Neun Disziplinen und 32 Mitgliedverbände (19 Voll und 13 Teilmitglieder) bringt der SVPS unter einen Hut. Die Anfänge des SVPS gehen bis ins Jahr 1900 zurück. Damals wurde der Verband der Schweizerischen Renngesellschaften gegründet, aus dem nach einer Namensänderung 1933 der SVPS hervorging. 1922 trat der Verband dem Weltverband FEI bei. Seinen Sitz hat der nationale Verband seit seiner Gründung in Bern. In der dortigen Geschäftsstelle sind 19 Personen angestellt.
Pferdesport unter den Top 10
Der SVPS zählt nach eigenen Angaben mit rund 70.000 pferdebegeisterten Aktiven – darunter über 10.000 Pferdesportler, die einen Prüfungsausweis besitzen und aktiv Wettkampfsport betreiben – zu den zehn größten Sportverbänden der Schweiz. 64 Prozent der Personen, die in der Schweiz Pferdesport ausüben, tun dies allerdings nicht-organisiert. Das heißt, ohne zum Beispiel Mitglied in einem Verein zu sein. Laut der Studie „Sportvereine in der Schweiz“ ist der Pferdesportverband einer der Verbände, die in den vergangenen 15 Jahren mit am meisten Aktivmitglieder dazu gewonnen haben. Nach Aktivmitgliedern im Alter von über 60 Jahren (10.000) steht der SVPS demnach auf dem fünften Platz.
Der Pferdesport ist mit einem Anteil von 80 Prozent wie fast überall in Europa überwiegend ein Frauensport. „Nachdem das Pferd die menschliche Entwicklung als Transportmittel, Zugkraft oder im Militär stetig begleitet hat, ist es nun vor allem ein Partner für sportliche Aktivitäten, Erlebnisse in der Natur und ein treuer Begleiter, der uns erlaubt, an unsere Geschichte anzuknüpfen“, erklärt SVPS-Präsident Trolliet. „Das Pferd übt eine unbestrittene Faszination auf uns aus. Wir erfahren durch das Pferd einzigartige Momente in unserem Leben. Dafür sollten wir ihm unsere Dankbarkeit zeigen! Wir wollen das Kulturgut Pferd fördern und die traditionellen Werte im Umgang mit dem Pferd weitergeben.“
Mehr Pferde - mehr Reiter
Die Anzahl an (Sport-)pferden in der Schweiz nahm zuletzt zu. Gab es 1980 zum Beispiel nur 16.000 eingetragene aktive Sportpferde in der Schweiz, waren es 2011 dann 33.611. Im Jahr 2016 zahlten Pferdehalter für über 23.200 Pferde und Ponys eine Eintragung ins Sportpferderegister. Die meisten Neueintragungen gab es bei der Rasse Schweizer Warmblut. Die Zahl der eingelösten Lizenzen stieg von 5247 (1980) auf 8995 (2011). Aktuell liegt diese bei 9368. Die Zahl der Pferdesportveranstaltungen nahm von 268 pro Jahr auf knapp 600 zu.
„In unserer stark technisierten Welt finden immer mehr Menschen über das Pferd zurück zur Natur“, kommentiert der SVPS in seinem Eigenporträt „Rund ums Pferd“. Insgesamt geht man von etwa 110.000 in der Schweiz lebenden Pferden aus. Der Pferdesport profitierte dabei auch von den Erfolgen Schweizer Athleten. So sprang Steve Guerdat mit Nino des Buissonnets bei den Olympischen Spielen 2012 zu Gold. Es war die 23. Olympia-Medaille für Schweizer Pferdesportler seit der ersten Teilnahme 1924. 2016 wurde Guerdat dann Olympia-Vierter.
Vielfalt der Pferderassen
Seit 2011 müssen derweil alle Pferde, Ponys, Kleinpferde, Esel, Maultiere und Maulesel in der Schweiz gemeldet werden. Bis Ende 2012 zählte das Bundesamt für Statistik (BFS) insgesamt 103.010 Equiden in der zentralen Tierverkehrsdatenbank (TVD). Der Bestand stieg somit während der vergangenen zehn Jahre um vier Prozent. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Tiere sind in der Westschweiz und den deutschsprachigen Teilen des Mittellandes untergebracht. Diese Gebiete sind somit die wichtigsten Zentren der Schweizer Pferdebranche.
2012 waren in der Datendank mehr als 150 verschiedene Rassen registriert. Der größte Teil sind Warmblüter (40 Prozent). Die Freiberger, die letzte ursprüngliche Schweizer Pferderasse mit eigentlicher Herkunft vom Hochplateau Freiberge im Jura und auch züchterisch bedeutendste Pferderasse des Landes (60 Prozent der Geburten), machen mit rund 22.000 Tieren rund ein Fünftel aller Equiden aus. Nur gut ein Drittel alle registrierten Pferde sind als Heimtier gemeldet. Sie dürfen somit nicht in die Lebensmittelkette gelangen. Die meisten Tiere werden für Freizeit-, Sport- und Zuchtzwecke gehalten. Wobei in der Schweiz auch auf Bestreben des 1992 gegründeten Vereins IG Arbeitspferde der Trend erkennbar ist, Pferde wieder vermehrt für landwirtschaftliche Arbeiten einzusetzen.
Shoppingparadies für Pferdefans
Parallel zur traditionellen, großen Berner Frühlingsmesse BEA findet die PFERD, die nationale Pferdemesse, auf dem Bernexpo-Gelände mit Turnieren, Shows, einer Facharena und einer Ausstellung statt. Im nächsten Jahr wird sie vom 3. bis 14. Mai zum 29. Mal in Folge abgehalten. Es nehmen Hersteller von Stalleinrichtungen, Futtermitteln, Pferdemedizin, Reitsportzubehör und -bekleidung sowie Verbände, Ausbilder, und Dienstleister rund um das Pferd teil. Der Veranstalter spricht vom „größten Shoppingparadies für Pferdefreunde“.
Eine weitere Publikumsmesse, die ExpoHorse in Zürich, die 2016 erstmals durchgeführt wurde, wartet mit einem anderen Superlativ auf. Nach eigenen Angaben handelt es sich um die „größte Schweizer Pferdemesse ohne lebende Tiere“. Auf über 5000 Quadratmeter Ausstellerfläche stellen mehr als 100 Aussteller aus dem gesamten Pferdebereich aus. Für die Messe vom 1. bis 3. Dezember 2017 wurde schon eine zweite Halle dazu genommen. „Aus ethisch-moralischen Gründen“, so der Veranstalter, „lassen wir die Pferde zu Hause.“ Die ExpoHorse wurde auch in Konkurrenz zur alle zwei Jahre in Friedrichshafen stattfindenden „Pferd Bodensee“ ins Leben gerufen.
Messen und Order Days
Trotz des vergleichsweise kleinen Marktes gibt es seit dem Aus der EquiFair im Jahr 2013 auch wieder eine eigene Fachhandelsmesse – die Order Days in Sursee (zwischen Bern und Zürich gelegen). 2016 wurde sie zum ersten Mal als sogenannte Tischmesse veranstaltet. 2017 kamen zwölf Aussteller und 35 Fachgeschäfte als Besucher. 2018 wird sie am 25. und 26. Februar zum dritten Mal stattfinden und soll noch wachsen. Mit Christian Lüthi (proEqui,Kompetenz-Haus) aus Neukirch zeichnet derselbe Veranstalter wie bei der ExpoHorse verantwortlich. Lüthi betreibt unter anderem auch einen Online-Shop sowie einen Pferde(sport)laden, an dessen Standort zudem eine Tierarztpraxis für Heimtiere und Pferde geführt wird. „Wir möchten dem Schweizer Fachhandel, der es durch den starken Franken schwer hat, zusammenbringen“, sagt Lüthi, warum er die Messen initiierte.
Derweil gibt es nach Insider-Schätzungen aktuell insgesamt etwa rund 100 Pferdesportfachhandelsgeschäfte im Land. Zusammen mit den Sattlerbetrieben kommt man vielleicht auf eine Zahl von 150 Geschäften. „Der Schweizer Markt ist naturgemäß viel kleiner als in Deutschland, aber auch konservativer“, sagt Robert Siegrist von der Firma Rilewa AG (Riemen und Lederwaren), die seit dem Jahr 1980 auch als Reitsport-Großhändler tätig ist. „Der typische Schweizer und besonders der deutschsprachige Schweizer will nicht gern auffallen. Er ist nicht nur im Bankengeschäft diskret.“ Dabei kaufen die Schweizer Hersteller in der Regel nicht direkt vom Hersteller, sondern beziehen ihre Waren von Zwischenhändlern wie Rilewa.
Starke Sattlerszene
Insgesamt wachse der Markt dabei nicht mehr so rasant wie noch vor einigen Jahren, berichtet Siegrist: „Ein Pferd in der Schweiz zu halten, ist viel teurer als in Deutschland.“ Monatlich seien da allein für die Unterbringung schnell bis zu 900 Euro aufzubringen. Das bestätigt auch Martin Schmid, Verkaufsleiter Schweiz des Tierschur-Spezialisten Heiniger, der den Markt und auch die Anzahl an Reitern und Pferden als „stagnierend bis leicht wachsend“ beschreibt. Wobei auch generell in der Schweiz, einem Land, in dem es „Vereine für alles gibt“, die Vereinsmitgliederzahlen rückläufig seien.
Eine Besonderheit des Schweizer Marktes nennt Schmid noch: „Die Szene der Sattlereien ist bei uns relativ stark. Eine Sattlerei, die noch selbst einen Sattel herstellen kann, gibt es nur noch selten in Deutschland.“ Mit zu den besten ihres Faches gehört die Sattlerei Spirig in St. Gallen. Gegründet 1876 ist das Familienunternehmen aktuell zum Beispiel offizieller Sattellieferant der Spanischen Hofreitschule in Wien.
Einkaufspaläste in der Unterzahl
Eine ähnlich herausragende Stellung in seinem Metier hat sich der Thurgauer Hufschmied Stefan Wehrli aus Heldswil erarbeitet. Mit dem Wehrli Traction Shoe (WTS) erfand er individuell angepasste und patentierte Hufeisen für jedes Pferd, auf die unter anderem auch Olympiasieger Ludger Beerbaum für seine Vierbeiner schwört. „Stefan Wehrli ist eine wirkliche Koryphäe. Er ist der beste Hufschmied der Welt“, sagt Martin Schmid, übrigens selbst gelernter Hufschmied. „Riesige Einkaufspaläste“ wie in Deutschland gibt es in der Schweiz eher weniger. Rilewa-Mitarbeiter Siegrist schätzt, dass es in der Schweiz etwa 20 bis 30 größere Reitsportgeschäfte gibt. 16 Filialen zählt zum Beispiel allein die Felix Bühler AG mit seinen Anfängen im Jahr 1966. 2005 übernahm Krämer Pferdesport die Mehrheitsaktien bei Bühler. Seitdem wurde die Ladenkette ausgebaut und Megastores mit einer Ladenfläche von 800 bis 1200 Quadratmetern und einem Angebot von bis 10.000 Artikeln aufgebaut.
Die Qualipet-Gruppe ist hingegen ein rein Schweizerisches Unternehmen und der größte, spezialisierte Anbieter von Haustierbedarf im Land. In 46 von 89 Qualipet-Filialen gibt es das im Jahr 2000 eingeführte Sortiment an Reit- und Freizeitmode der Linie „Quali-Horse“. Und was ist mit dem „Röstigraben“, der die deutschsprachigen Ostschweizer von ihren französisch sprechenden Landsleuten trennt? „Der Röstigraben zieht sich durch alles in der Schweiz hindurch“, sagt Martin Schmid. Macht sich also auch im Reitsportfachhandel bemerkbar? Ja, meint Robert Siegrist, wenngleich er in den vergangenen Jahren kleiner geworden ist. „Französische Marken haben es in der französischsprachigen Schweiz einfacher. Dort ist man mutiger, was Farben betrifft.“ Schmid bestätigt: „Leute mit lateinischen Sprachen als Muttersprache kleiden sich einfach eleganter.“